Psychisches Trauma

bedeutet so viel wie "seelische Wunde".

Fast jeder von uns hat Situationen erlebt, die ihn stark überfordert haben und/oder in welchen er große Angst hatte. Häufig wird - als Schutzstrategie - das ursprüngliche Geschehen verharmlost, vermieden oder nicht erinnert. Das Erlebte ist fragmentiert abgespeichert - man spricht von abgespaltenen Anteilen.

Wodurch entsteht ein Trauma?

Neben den allgemein bekannte Auslösern wie Unfällen, Naturkatastrophen, Verlust einer nahestehenden Person, Zeuge eines Unfalls (z.B. Schocktrauma) oder von Gewalt, Erleben von Gewalt und Mißssbrauch, gibt es auch schwerwiegende Auswirkungen die vorgeburtlich sind (z.B. überlebter Abtreibungsversuch), die durch die Geburt entstanden sind oder die aus der Säuglings- und Kinderzeit stammen. Z.B. Bindungstraumata, Entwicklungstrauma, Trauma der Liebe (Prof. Dr. Franz Ruppert)  oder ein Trauma der Identität (Prof. Dr. Franz Ruppert)


Wie entsteht ein Trauma?

Wenn die Emotionen zu intensiv sind (Dauer, Ausweglosigkeit oder Heftigkeit der Situation) und keine Regulation stattfindet, kommt es zu Stress- und Angstüberflutung und weiter zu Gefühlen von Hilflosigkeit, Machtlosigkeit bis hin zu Erstarrung, sich gelähmt fühlen und Einfrieren. Durch die Heftigkeit reagiert der Körper zum Schutz autonom und spaltet diese Anteile (Erfahrungen, Empfindungen, Gefühle) ab. Diese werden dann fragmentiert gespeichert.


Was kann Trauma bewirken?

Bestimmte Erfahrungen (Situationen, Gefühle, Reaktionen) werden überhaupt nicht oder nur nebulös erinnert, will man nicht erinnern, werden weggeschoben oder verharmlost (z.B. ich wurde zwar geschlagen, aber sonst hatte ich eine schöne Kindheit). Diese und weitere Strategien (Überlebensstrategien, Notfallstrategien) dienen als vermeintliche Schutz- und Notlösungen, die das Weiterleben und Funktionieren gewährleisten sollen. Diese Strategien bieten aber keine wirkliche, langfristige Lösung, sondern führen häufig zu sich wiederholenden Mustern und Blockaden. 

Ein nicht verarbeitetes Trauma bewirkt oft, dass man durch äußere oder innere Auslöser in ein Gefühl von Hilflosigkeit, Ausweglosigkeit, Erstarrung, Lähmung, Ohnmacht oder Eingefroren sein hineingleiten kann (Traumazustände).
Äußere Auslöser können sein: ein bestimmter Geruch, eine Bewegung, eine Situation, eine Person, ein Ort, ein Laut, ein Ton, eine Stimme oder Stimmlage  ... 
Innerer Auslöser können sein: eine Erinnerung, ein inneres Bild, ein innerer Zustand (Überforderung, Stress, Schlafmangel, Erschöpfung ...)

Beispiele für Auswirkungen von Trauma:

  • Man vermeidet (unbewusst) Situationen oder Beziehungen, die an die traumatische Erfahrung erinnern
  • Man ist (unbewusst) bemüht bestimmte Gefühle, Gedanken, Reaktionen zu unterdrücken, zu verbergen...
  • Man versteht eigene unerklärliche emotionale oder körperliche Reaktionen, Schmerzen... nicht
  • Man fühlt sich schnell angegriffen, falsch verstanden, ungerecht behandelt, überfordert, überrannt, hilflos...
  • Man ist mit eigenen überwältigenden Empfindungen beschäftigt
  • Man isoliert sich, um sich vor Auslösern von heftigen Empfindungen zu schützen
  • Bestimmten Situationen oder Beziehungen lösen heftige Wut, Schmerz, Verzweiflung, Hilflosigkeit, Erstarrung oder Traurigkeit aus
  • Bestimmte Reaktionen oder Emotionen können nicht, oder nur bedingt gesteuert werden
  • In bestimmten Situationen oder Beziehungen greift man auf Überlebensstrategien zurück (Z.B.: Überanpassung; Aufgabe eigener Bedürfnisse; Ablenkung; sich in andere Welten flüchten - Bücher, Filme, soziale Medien, Spiele, Musik, Arbeit; Versuch der Kontrolle von anderen Menschen; Rückzug / Isolation; Vermeidung; (verbaler) Angriff...)

Mögliche Folgen

... von Spaltungen, Trauma und Überlebensmechanismen, sind Erschöpfung, Freudlosigkeit, Hilflosigkeit, Gefühlen von Wertlosigkeit, Erstarrung und Ausgebrannt sein. Weitere Auswirkungen können Erfolglosigkeit im Beruf - trotz Talente und Begabungen, Beziehungsproblemen und emotionale Krisen sein. Auch körperlich stressbedingte oder unerklärbare Symptomatiken können Traumafolgen sein.